Alles anzeigenElektroauto-Pionier Günther Schuh, Vater des Elektrotransporters StreetScooter sowie des Kleinwagens Ego Life, sprach in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung ausführlich über die Sinnhaftigkeit von Elektroautos, warum sie sich so schleppend Verkaufen und warum er den Plug-in-Hybrid für die ökologisch vernünftigere Lösung hält.
Schuh zeigt sich zu Beginn des Interviews erstaunlich zurückhaltend, was die Sinnhaftigkeit von Elektroautos betrifft: Es gebe „einen zu großen Unterschied in der Leistungsdichte zwischen der Feststoffbatterie und dem Diesel. Wo ich heute einen 50-Liter-Dieseltank herum karre, müsste ich selbst bei einem besseren Wirkungsgrad immer noch eine mehr als 700 Kilo schwere Batterie in einem Elektroauto haben. Das kann weder ökologisch noch ökonomisch gut sein“, gibt Schuh zu bedenken. Man dürfe nicht erwarten, dass man „mit einem Elektroauto zum selben Preis genauso weit und schnell fahren kann wie mit einem Verbrenner. Das wird nicht passieren.“
Schuh findet, momentan seien Plug-in-Antriebe die bessere Wahl. Er selbst fahre einen Teilzeitstromer von Porsche, welcher momentan für einen Vielfahrer „das logischste, ökologische Auto“ sei. Er fahre mehr als 40.000 Kilometer im Jahr und „immer dann emissionsfrei, wenn es drauf ankommt, zum Beispiel in Städten. Insgesamt bin ich 54 Prozent meiner Fahrzeiten rein elektrisch unterwegs.“ Die Ökobilanz eines vergleichbaren Tesla-Modells sei „deutlich schlechter“, meint Schuh.
„Ich muss in den Betriebskosten einen Vorteil haben“
Momentan gebe es „eine riesen Diskrepanz zwischen der öffentlichen Diskussion über Mobilität und der Entscheidungsfindung derjenigen, die Neuwagen kaufen“. Zwar wollen immer mehr Menschen Elektroautos fahren, allerdings nicht zu den aktuellen Bedingungen – höherer Preis und eingeschränkte Reichweite: „Vorerst ist der Kunde nicht bereit, für den gesamtgesellschaftlichen Nutzen, den ein Elektroauto zweifellos hat, aus seiner jetzigen Komfortzone zu treten“, findet Schuh. „Der Kunde will keine Elektroautos. Es gibt für ihn keine Notwendigkeit“, sagt der Automobil-Professor.
Diejenigen, die schon heute Elektroauto fahren, seien „die early adopters, die wir immer schon hatten. Die sind auch wichtig. Aber die haben auch vor 25 Jahren schon den ökologischen Camembert-Käse gekauft, obwohl er 20 Prozent teurer war.“ Mit dieser „Drei-Prozent-Ökonische kann man die Welt nicht retten“, sagt Schuh. Um die Elektromobilität voranzubringen, um das Klima zu schonen, müsse man „jetzt gemeinsam dem Kunden erklären, dass alle etwas dazu beitragen müssen. Am Anfang diejenigen, die nicht so preissensibel sind. Wir brauchen aber auch den Staat, der die Einführungskosten ein bisschen glättet“, fordert Schuh im SZ-Interview.
Außerdem sei eine flächendeckende Ladeinfrastruktur mit verbraucherfreundlichen Abrechnungspreisen gefragt: „Ich muss in den Betriebskosten einen Vorteil haben, der mir meine anderen Nachteile zumindest teilweise kompensiert“, sagt Schuh. Außerdem müsse „die Industrie die Autos anders bauen. Und das versuchen wir hier für die Industrie – nicht gegen sie – vorzumachen“, sagt er, mit Blick auf den Ego Life, der in diesen Wochen erstmals ausgeliefert wird.
„Autos sind ein missverstandenes Feindbild“
Schuh sei mit dem Elektroauto-Start-up Ego Mobile „mit dem Ziel angetreten, den eingeschränkten Nutzen unserer Elektroautos durch einen sehr geringen Preis auszugleichen, so dass für den Kunden das Verhältnis wieder stimmt.“ Den Life gibt es in seiner günstigsten Version abzüglich Kaufpreisprämie für 11.900 Euro, allerdings mit nur gut 100 Kilometern Reichweite und 20 kW / 27 PS Motorleistung. Was für viele Pendlerstrecken absolut ausreichend wäre.
Autos, findet Schuh, seien ein „missverstandenes Feindbild“ in der öffentlichen Wahrnehmung. „Weniger Autos“ sei „kein erstrebenswertes Ziel“, findet Schuh. Worum es eigentlich gehe: „Die Emissionen müssen drastisch sinken – CO2, Stickoxide und Feinstaub. Dafür müssen wir mit den richtigen Fahrzeugen an der richtigen Stelle fahren. Und die Fahrzeuge besser auslasten, zum Bespiel durch Ridehailing (Mitfahrdienste, d. Red.)“.
Quelle: Süddeutsche Zeitung – „Der Kunde will keine Elektroautos“
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