Alles anzeigenLaut der Bundeskanzlerin sollten bis 2020 eine Millionen Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen fahren. Dieses Ziel wurde bereits um 2 Jahre auf 2022 verschoben. Mit dem „Masterplan Ladeinfrastruktur“ der Bundesregierung sollen bis 2030 eine Millionen öffentliche Ladesäulen und zusätzlich 100.000 Schnellladepunkte gebaut werden.
Um das staatlich vorgesehene Ziel zu erreichen, ist künftig der Bau von rund 2.000 neuen öffentlich zugänglichen Ladepunkten pro Woche nötig. Aktuell werden aber nur rund 200 neue Ladepunkte im öffentlich zugänglichen Bereich installiert, kommentiert VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Zeitgleich sollen bis 2030 7 – 10,5 Millionen Elektroautos auf deutschen Strassen fahren.
Aber wie sieht es aktuell auf deutschen Straßen beim Thema Elektromobilität aus? Wie viele Elektroautos sind aktuell zugelassen und wie viele Ladesäulen stehen diesen Elektroautos gegenüber? Als Basis dieser Auswertung gelten die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts bzw. der Bundesnetzagentur.
Aktuelle Situation in Deutschland
Laut der Bundesnetzagentur stehen 36.492 Ladesäulen (Stand: 1.2.2021) im öffentlichen Raum zur Verfügung. Die Anzahl an privaten- und von Unternehmen nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellten Ladesäulen werden aktuell noch nicht erfasst. Dem stehen aktuell 136.546 Elektroautos gegenüber, die mit Strom geladen werden wollen. (Stand: 1.1.2020). Anhand der Verteilung kann man die Dichte an Ladesäulen in Deutschland recht gut erkennen. Aktuell besteht die größte Dichte an Ladesäulen in den Ballungsgebieten. Hervorsticht das VW-Werk in Wolfsburg, das allein 385 öffentliche Ladesäulen den Mitarbeitern und Kunden zur Verfügung stellt.
Entwicklung Elektroautos
Die Entwicklung der Elektroautos nimmt von Jahr zu Jahr zu, dennoch machen die Elektroautos im Vergleich zu den zugelassenen Fahrzeugen noch einen sehr kleinen Anteil aus. Dennoch zeigt die Kurve in allen Bundesländern stark nach oben.
Entwicklung Ladesäulen
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Entwicklung der Ladesäulen. Hier würde das Peak bezogen auf den Ausbau 2019 erreicht. Auch herrscht zwischen den einzelnen Bundesländern ein Unterschied in der Anzahl der Ladesäulen. Dies ist der Größe und der damit finanziellen Stärke Bundeslandes geschuldet.
A-Wert: Die Attraktivität der Ladenetze im Fokus
Der A-Wert beschreibt die Attraktivität des Ladenetztes eines Bundeslandes. Mit diesem Wert wird das Verhältnis der zugelassenen Fahrzeuge gegenüber den öffentlichen Ladepunkten bestimmt. Je geringer dieser Wert ist, desto attraktiver ist der Umstieg zu einem Elektrofahrzeug.
A-Wert der Bundesländer
Der Stadtstaat Hamburg besitzt mit 737 den geringsten Wert unter allen Bundesländern, gefolgt von Bremen (1.044) und Berlin mit 1.219 zugelassenen Fahrzeugen je Ladesäule. Wenn man die Stadtstaaten außen vorlässt, so besitzt Bayern (1.344), Schleswig-Holstein (1.517) und Niedersachsen (1.694) die besten Werte. Leider werden die Zahlen bezüglich der zugelassenen Fahrzeuge für das Jahr 2020 erst im August 2021 veröffentlich, deshalb können nur die Jahre 2017-2019 dargestellt werden.
A-Wert der Top 10 Städte
Bezogen auf die 10 einwohnerstärksten Städte in Deutschland (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Dortmund, Essen), die zum 1.1.2020 ca. 10,5% aller zugelassenen Fahrzeuge Deutschland darstellen, ergibt sich für den A-Wert folgendes Bild. Tendenziell sind alle Werte fallend, dennoch ergeben sich leichte Unterschiede zwischen den einzelnen Städten. München bildet hier die Stadt mit dem besten Wert, gefolgt von Hamburg und Leipzig. Dennoch muss man beachten, dass diese Städte nicht die besten A-Werte Deutschlands repräsentieren. Laut dem VDA besitzt der Landkreis Regen mit einem A-Wert von 310 den besten Wert, dennoch setzt der VDA den PKW-Bestand von 1.1.2020 gegenüber den Ladepunkten vom 5.11.2020 ins Verhältnis und „verunreinigt“ somit das Ergebnis.
T-Wert: So viele E-Autos treffen auf eine Ladestation
Der T-Wert hingegen gibt das Verhältnis zwischen der Anzahl an Elektrofahrzeugen zu öffentlich zugänglichen Ladesäulen an. Heißt, wie viele Elektrofahrzeuge sich eine Ladesäule teilen müssen. Laut einer EU-Richtlinie sollten 10 Elektroautos sich eine Ladesäule teilen. Je weniger Elektroautos sich eine Ladesäule teilen, desto attraktiver wird der Umstieg vom herkömmlichen Verbrennerauto zu einem Elektrofahrzeug.
T-Wert der Bundesländer
In dieser Berechnung werden nur öffentlich zugängliche Ladesäulen berücksichtigt. Man erkennt, dass der T-Wert von einigen Bundesländern von 2017 bis 2018 abfiel bzw. von 2018 bis 2019 stellte sich ein Stagnieren ein. Von 2019 bis 2020 stieg die Anzahl der gekauften Elektrofahrzeuge schneller an, als der Ausbau der Ladeinfrastruktur, deshalb kam es zwischen diesen Jahren zu einem Anstieg des T-Werts. Dennoch liegen aktuell alle T-Werte der einzelnen Bundesländer unter der EU-Richtlinien von 10 Elektroautos je Ladesäule.
T-Wert der Top 10 Städte
Betrachtet man sich den T-Wert, so kann man erkennen, dass Stuttgart eine Sonderrolle beim T-Wert einnimmt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Stuttgart bis 2019 relativ wenige Ladesäulen aufgebaut hatte. Erst ab 2020 hat sich die Anzahl der Ladesäulen mehr als verdreifacht.
Betrachtet man den T-Wert der Top 10 Städte Deutschland exklusive Stuttgart so erkennt man, dass viele Städte eine steigende Tendenz aufweisen. Es zeigt sich ein ähnliches Bild, wie bei den Bundesländern, dass die Anzahl der Elektrofahrzeuge schneller ansteigt, als der Ausbau der Ladesäulen. Dennoch weisen alle Städte – ausgenommen Frankfurt am Main und Stuttgart – einen T-Wert unter 10 aus und entsprechen somit der EU-Richtlinie.
Art der Ladeeinrichtung - eine Betrachtung
Betrachtet man die insgesamt über 36.000 Ladesäulen bzw. die Art der Ladeeinrichtung, so erkennt man, dass 2019 die größte Anzahl an Ladesäulen aufgebaut wurden. Auch ist die Anzahl der Schnellladesystemen (> 22kW) sukzessive gestiegen. Der Rückgang 2020 kann höchstwahrscheinlich auf die aktuelle Corona-Pandemie zurückgeführt werden. Dennoch ist Deutschland noch weit davon entfernt eine Millionen Ladesäulen bzw. 100.000 Schnellladesysteme bereitzustellen, wie es der „Masterplan Ladeinfrastruktur“ beschreibt.
Resümee: Ladestationen & Elektroautos eine Bestandsaufnahme
Zusammenfassend kann man sagen, dass Deutschland bzw. die einzelnen Bundesländer gemessen am A-Wert und an der EU-Richtlinie des T-Wertes gut dar steht, dennoch bedarf es einer großen Anstrengung die kommenden Ziele von 1.000.000 Elektrofahrzeugen bis 2022 bzw. die Bereitstellung von 1.000.000 Ladesäulen bis 2030 zu erfüllen.
Der Beitrag Deutschland 2020/21: Ladestationen & Elektroautos eine Bestandsaufnahme erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.
Quelle: https://www.elektroauto-news.n…tos-eine-bestandsaufnahme